Keine 24 Stunden nach seinem letzten Auftritt als Cheftrainer von Manchester United, einer 0:1-Niederlage bei Crystal Palace, trotz der dank Schützenhilfe zumindest die Europa League erreicht wurde, hat Ralf Rangnick den ersten Kader in seiner neuen Funktion als Nationaltrainer von Österreich bekannt gegeben – und dabei für die eine oder andere Überraschung gesorgt. Unerwartet kam im 25 Mann umfassenden Aufgebot für die die Nations-League-Spiele in Kroatien (3. Juni), zwei Mal gegen Dänemark (6. zu Hause und 13. Juni auswärts) und gegen Frankreich (10. Juni) vor allem der Verzicht auf Aleksandar Dragovic, der trotz des verletzungsbedingten Fehlens von Martin Hinteregger wie weitere 14 Akteure nur auf Abruf nominiert wurde.
Dabei steht Dragovic, der Ende März sein 100. Länderspiel absolviert hat, kurz vor einem Rekord. Denn den Höchstwert von Andreas Herzog, dessen 103 Einsätze für Österreich unübertroffen sind, hätte der 31 Jahre alte Abwehrspieler von Roter Stern Belgrad bereits jetzt im Juni erreichen und verbessern können.
Marco Friedl von Werder Bremen gibt sein Comeback
Sportdirektor Peter Schöttel, der wie Rangnick mit Dragovic telefoniert hat, begründete den Verzicht auf den erfahrenen Defensivmann durchaus nachvollziehbar mit der großen Auswahl, die auf der Position im Abwehrzentrum besteht.
Stefan Posch, Philipp Lienhart, Kevin Danso und Maximilian Wöber sind allesamt deutlich jünger als Dragovic, was im Hinblick auf das nächste, für Österreich mögliche Turnier, die EM 2024 in Deutschland, keine unwesentliche Rolle spielt.
Zudem holte Rangnick den als Zweitliga-Spieler bei Werder Bremen von Ex-Nationaltrainer Franco Foda nicht mehr berücksichtigten Marco Friedl zurück und berief mit Gernot Trauner einen anderen Innenverteidiger, der mit bereits 30 Jahren bei Feyenoord Rotterdam die fraglos beste Phase seiner Karriere erlebt.
Darüber hinaus spielt auch Kapitän David Alaba bei Real Madrid in der Innenverteidigung, in der ÖFB-Auswahl indes eher im Mittelfeld oder auf der linken Abwehrseite.
Martin Fraisl vor seinem Debüt im Tor der ÖFB-Auswahl?
Auch nicht ins Aufgebot bzw. nur auf Abruf geschafft hat es Daniel Bachmann, der im vergangenen Sommer bei der Europameisterschaft 2021 noch die Nummer eins war. Beim FC Watford allerdings saß der Schlussmann in der Regel auf der Bank und musste deshalb schon Ende März im WM-Play-off in Wales Heinz Lindner zwischen den Pfosten den Vortritt lassen.
Lindner bildet nun zusammen mit Patrick Pentz, der mit Austria Wien eine starke Saison gespielt hat, und Martin Fraisl ein neues Torhütertrio. Zum ersten Mal dabei im Kreis der ÖFB-Auswahl ist der 28-jährige Fraisl, der mit dem FC Schalke 04 in die Bundesliga aufgestiegen ist, trotz überwiegend solider bis guter Leistungen aber keinen neuen Vertrag angeboten bekam.
Im Trikot der Nationalmannschaft kann sich Fraisl nun womöglich auch für seinen neuen Arbeitgeber interessant machen.
Auch Hannes Wolf erstmals dabei
Neben Fraisl könnte auch Hannes Wolf sein Debüt feiern. Der 23-Jährige hat sich als Leihspieler von Borussia Mönchengladbach bei Swansea City in der zweiten englischen Liga interessant gemacht, steht allerdings im Moment vor einer ungewissen Zukunft.
Ob sich in Mönchengladbach für den Offensivmann unter dem neuen Trainer Lucien Favre auch eine neue Chance eröffnet, bleibt abzuwarten. Zunächst allerdings hofft Wolf auf seine Premiere im Nationaltrikot, die dem Marktwert sicherlich nicht schaden würde.
Einige Stars aus der deutschen Bundesliga fehlen diesmal
Verletzungsbedingt nicht im Aufgebot ist neben Hinteregger mit Florian Grillitsch auch noch ein zweiter Akteur, der normalerweise zum engen Kreis zählt.
Vermutlich Altersgründen sind dagegen entscheidend dafür, dass es der 36 Jahre alte Andreas Ulmer, der auch nur zwei Jahre jüngere Julian Baumgartlinger und der zuletzt bei Eintracht Frankfurt kaum noch gefragte Stefan Ilsanker (33) nur auf die Abrufliste geschafft haben. Alle drei werden tendenziell beim Neuaufbau unter Rangnick keine große Rolle mehr spielen.
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