Seitdem im Jahr 2010 die Weltmeisterschaft 2022 nach Katar vergeben wurde, ranken sich so viele Diskussionen darum wie um kein Fußballturnier und auch kein anderes sportliches Großereignis zuvor. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen auf den Stadionbaustellen, die unzählige Menschenleben gefordert haben, sind dabei nur ein Thema, das weltweit nicht nur viele Fußballfans umtreibt und überaus kritisch auf die kommende WM blicken lässt.
Denn es ist gut möglich, dass auf die Fußballer und die Fans eine extreme Belastungsprobe zukommt. Der Grund: Die Hitze im Gastgeberland Katar. Viele Experten stellen sich schon jetzt die Frage: Wie heiß wird es denn wirklich bei den WM-Spielen in Katar?
Erstmals wird eine Fußball-WM im Winter ausgetragen
Der Fakt, dass in Katar aufgrund der dann herrschenden Temperaturen von bis zu 50 Grad erstmals seit der Erstaustragung der Weltmeisterschaft 1930 nicht im Sommer gespielt werden kann, hat derweil nicht nur die erste Winter-WM der Geschichte mit dem Eröffnungsspiel am 21. November und dem Finale am 18. Dezember zur Folge.
Sondern darauf basierend auch gravierende Auswirkungen auf die Vereinswettbewerbe, die zum einen die Saison 2021/22 früher als üblich beginnen und dann während einer eigentlich intensiven Phase für rund zwei Monate unterbrechen müssen.
Einen angepassten Rahmenterminkalender gibt es zwar bereits, aber dennoch erfordert vor allem die lange Pause für die Nicht-Nationalspieler eine gänzlich andere Trainingssteuerung.
Im Optimalfall: Angenehme Temperaturen bis höchstens 30 Grad
Die Akteure, die bei der WM in Katar auf dem Feld stehen, werden unterdessen über die Verlegung in den Winter nicht unglücklich sein. Denn während die mittlere Temperatur im Wüstenstaat im Juli bei rund 36 Grad liegt und auch nachts kaum eine Abkühlung erfolgt, ist es im November und Dezember weitaus angenehmer.
Nicht von ungefähr haben Vereine wie der FC Bayern München Katar in der jüngeren Vergangenheit als optimalen Ort für ihr Wintertrainingslager auserkoren. Mit einem europäischen Winter freilich wird der WM-Dezember 2022 nur wenig Gemeinsamkeiten haben.
Abendspiele könnten für die Fußballer sogar ideal sein
Denn während sich in unseren Gefilden die Menschen, sofern es Corona zulässt, dick eingepackt auf Weihnachtsmärkten versammeln und mit Glühwein wärmen werden, wird bei den WM-Spielen in Katar tagsüber auch noch mit 25 bis maximal 30 Grad gerechnet.
Weil das Thermometer abends spürbar zurückgeht, bieten sich den Aktiven bei den Abendspielen dann aber nahezu optimale 15 bis 20 Grad. Niederschläge, die es in Katar in den Sommermonaten praktisch gar nicht gibt, sind auch im Winter eher selten.
Auch die Fans profitieren vom Termin
Aus Sicht der Profis, die somit während der Winter-WM auch ohne die in Katar im Sommer unausweichlichen Klimageräte nachts schlafen und gut regenerieren können, ist die Verlegung des Turniers auf November und Dezember unter dem Strich trotz des veränderten Rhythmus inklusive einer nur sehr kurzen Vorbereitung, in der wohl nicht mehr als ein Testspiel möglich sein wird, sicherlich positiv zu bewerten.
Auch die mitreisenden Fans, die allerdings im Vergleich zu vergangenen Turnieren vermutlich in geringerer Zahl vor Ort sein werden, profitieren von der Verlegung, wäre es doch sicherlich kein Vergnügen, sich bei brütender Hitze mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder wahlweise auch zu Fuß auf den Weg in die Stadien zu machen.
Public Viewing fällt in Europa wohl aus
Wenig Freude dürfte dagegen bei den Veranstaltern von Public Viewings in Europa aufkommen. Denn es ist kaum zu erwarten, dass sich in Deutschland, Österreich und anderen Ländern, in denen der Dezember mit Schnee assoziiert wird, Tausende Menschen unter freiem Himmel auf einer Leinwand die Spiele verfolgen werden.
Wie immer wird es also Gewinner und Verlierer geben – und eine Bewertung der WM 2022 auch erst im Nachgang seriös möglich sein, die tief hängenden und alles überwiegenden Schatten der bereits zu beklagenden Todesopfer einmal außen vorgelassen.
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